ISABELLE: QUEERING GENDER – A LOVE STORY

Busenfreund*innen // Bosom Buddies:
Pride Month Special Part V.

Disclaimer: Hier geht es nicht um Geschlechtsidentität; hier geht es um Ausdruck.

Im Januar, kurz vor Ende meines Theaterstudiums, hatte ich vor dem Mittag schon drei Kaffees intus und war entschlossen, einfach bis zum Ende des Semesters durchzuhalten, ohne zu viele Zusammenbrüche zu haben, weil ich keine saubere Unterwäsche mehr hatte. Während ich also fast durchdrehte wegen meines praktischen Dissertationsprojekts das ich in Angriff nehmen wollte, hatte ich keine Ahnung, welches Thema ich wählen sollte, und beschloss, jemanden zu finden, den ich mochte und mit dem ich gut zusammenarbeiten konnte – alles andere war das Sahnehäubchen obendrauf. Wie sich herausstellte, war diese Person ein echter Ru Paul’s Drag Race-Fan und kannte sich in der Welt der Drag-Kultur bestens aus. Zur Vorbereitung habe ich die Staffeln 1-9 von Ru Paul’s Drag Race in 2 Monaten gebinged und habe ich Paris is Burning geschaut. Und dann begann ich, genderkritische Literatur zu lesen. Ich lernte über die Ballroom-Kultur und die schwarzen und braunen Trans-Frauen und Femmes, die an der Spitze dieser Gemeinschaften standen. Und die Stonewall-Proteste. Ich war gestolpert und in ein unerwartetes Kaninchenloch gefallen, das nicht zu enden schien. Ich lernte so viel über mich selbst und die Geschichte meiner Community. Und ehrlich gesagt hatte ich mit 25 Jahren nicht damit gerechnet, dass diese Erfahrungen mich so über meine eigene Identität aufklären würden. Ich hatte keine Ahnung. 
Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, umgeben von Kleinstadt-Mentalität. Das ist nicht unbedingt eine Kritik – ich liebe meine Heimat in vielerlei Hinsicht. Aber wenn mensch als ein lautes, braunes Kind in einem konservativen Dorf mit weißen, heterosexuellen Menschen aufwächst, sticht mensch heraus, und es ist schwer, eine Gemeinschaft zu finden, die mit einem in Resonanz geht. Das bedeutete, dass ich kulturell „weiß“ aufgewachsen bin, obwohl jeder wusste, dass ich es nicht war. Ich war ein Wildfang, dem immer gesagt wurde, sie solle ordentlicher und mehr ‚damenhaft‘ sein (was ich grundsätzlich ablehnte), aber wenn ich mich entschied, Prinzessin zu spielen und mich zu verkleiden, wollten ‚die Jungs‘ nichts von mir wissen. Ich konnte nicht gewinnen. Ich musste immer eine Art performative Version von mir selbst verkörpern, denn die Welt in der ich lebte war, klar ausgedrückt, kompromisslos binär. Das machte das Entdecken und Erkunden der Grauzonen zwischen den Welten schwer(er) und zu einem jahrelangen Prozess.




Disclaimer: This is not about gender identity; this is about expression.

By January of my final year studying German and Theatre, I was 3 coffees deep by noon every day and determined to simply make it through to the end of the academic year without too many breakdowns about not having any clean underwear left. So while I was very excited about this practical dissertation project I was about to embark on, I had no idea what topic to choose, so I decided to find someone I liked and worked well with, and then everything else would be icing on top. Turns out that person was a true Ru Paul’s Drag Race stan, and well-versed in the world of drag culture. In preparation, I binged seasons 1-9 of Ru Paul’s Drag Race in 2 months. And then I watched Paris is Burning. And then I began to read gender critical literature. I learned about ballroom culture and the black and brown trans women and femmes at the forefront of those communities. And the Stonewall riots. I had tripped and fallen down an unexpected rabbit hole that didn’t seem to end. I learned so much about myself and the history of my community. And I honestly, at 25, I did not expect to be taken to school about my identity like this. I had no idea. 
I grew up in a small town, surrounded by small town mindsets. That’s not necessarily a criticism – I love where I grew up in many ways. But when you’re a loud, brown kid in a conservative village of white, straight people, you stick out, and it’s hard to find a community that resonates with you. It meant that I grew up culturally ‘white’, while everyone knew I wasn’t. I was a tomboy who was always told to be less messy, more ‘ladylike’, (which I fundamentally rejected), but when I did decide to play princess dress up, my boy friends didn’t want to know me. I couldn’t win. I was always having to put on some kind of performative version of myself, because the world I lived in was, for lack of a better term, uncompromisingly binary. This made figuring out the grey spaces between worlds hard(er) and a years long process.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriff, dass Drag nicht nur Männer sind, die sich zur Unterhaltung als Frauen verkleiden. Drag kann als Werkzeug für Geschlechtsausdruck, das Sich-Ausprobieren, oder politische Kritik und vieles, vieles mehr genutzt werden. Aus unserer Show entwickelte sich ein Drag-Kollektiv, das inzwischen zu meiner Familie geworden ist. Ich wurde ermutigt, mich zu verkleiden und meinen inneren ‚König‘ zu erforschen, obwohl ich mir immer noch nicht sicher war, ob das überhaupt etwas für mich ist… Ich meine, ich komme vom Gemeinschafts- und Student*innentheater. Ich kann einen Charakter spielen, sicher, aber ich bin ein relativ kleines und feminines Mädel. Würde ich diese Männlichkeit in mir finden? Wie würde sich diese Androgynität überhaupt anfühlen? 
Viele Drag-Performer*innen schaffen sich ein Alter Ego, und nachdem ich monatelang darüber gegrübelt hatte, wie meine Drag-Persona auftreten und wie mein Name lauten könnte und ich in einem Kreislauf von Überlegungen und Zweifeln feststeckte, wurde mir klar, dass ich das Ganze falsch angegangen war. Wenn ich auf die Bühne trete, egal wie bizarr die Szene oder das Stück ist, finde ich immer eine Verbindungen zwischen mir und dem, was ich repräsentieren möchte: Feuer und Flamme, sexpositiv und immer auf der Suche nach einer aufregenden, neuen Herausforderung. Das ist es, was mir die Freiheit gibt, Risiken einzugehen, fröhlich zu sein, und was ich jetzt jedes Mal verkörpere, wenn ich als Pocket Rocket auf die Bühne trete. Ich habe zwar keinen typischen Look, aber ich habe erkannt, dass es immer drei Anteile gibt, wie ich mich präsentiere und auftrete. Es gibt ein Element der ‚traditionellen Weiblichkeit‘ (z.B. Augen-Make-up, falsche Wimpern, Lippenstift), der Männlichkeit (z.B. eine Socke in die Hose zu stopfen, die Brust zusammenbinden, künstlerische Gesichtsbehaarung) und eine Art dramatisches Flair, das eine Anspielung auf meinen Theaterhintergrund ist (z.B. Gesichtsbemalung, Kostüme, der Inhalt der Nummer selbst). Diese Anteile sind nicht gleichmäßig verteilt, denn ich strebe den Raum zwischen den Binaritäten an, und diese durcheinander gewürfelte Karikatur dessen zu sein, was als gesellschaftlich akzeptables Geschlecht angesehen wird. Das bedeutet, dass ich Klischees erforsche und meine eigene Beziehung dazu, wie diese sowohl in der Gesellschaft als auch von mir selbst ausgedrückt wird.




It took me a while to appreciate that drag isn’t just men dressing as women for entertainment. It can be used as a tool for gender expression, exploration, political critique and much, much more. Our show evolved into a drag collective that has now become my family. I was encouraged to drag up and explore my inner king, despite still feeling unsure that this was for me at all… I mean, I came from community and student theatre. I can play a character, sure, but I’m a petite and fairly feminine gal. Would I find that masculinity within me? What would that androgyny even feel like? 
Many drag performers create alter egos, and after months of agonising over what my drag persona and name might be and getting stuck in a cycle of overthinking and doubt, I realised I was approaching it all wrong. When I step on stage, no matter how bizarre the scene or bit, I always find a way to anchor it back to me and what I want to represent : full of beans, sex positive, and always buzzing for a fun, new challenge. That’s what gives me the freedom to take risks, to be  joyful, and is what I now embody every time I step on stage as Pocket Rocket. While I don’t have a signature look, I’ve realised that there are always three parts to how I present and perform. There’s an element of ‘traditional femininity’ (e.g., eye make-up, false lashes, lipstick), of masculinity (e.g., stuffing a sock down my pants, binding my chest, some kind of artistic interpretation of facial hair) and some kind of dramatic flair that’s a nod to my theatrical background (e.g. face paint, costumes, the content of the act itself). These parts aren’t evenly balanced, because I aim to the space between the binaries, and being this hot mess caricature of what is considered socially acceptable as gender. It means I get to explore stereotypes and my own relationship to how this is expressed both within society and by myself.
Um ehrlich zu sein, habe ich keine ordentliche Art und Weise, dies abzurunden. Grund dafür ist, dass ich nicht wirklich etwas „erreicht“ habe, das es wert wäre, diesen Beitrag damit abzuschließen – und das finde ich spannend! Was ich damit sagen will ist, dass ich mich mitten in einer riesigen Gender-Pfütze wiedergefunden habe, in der ich als Pocket Rocket plantschen darf. Um es klar zu sagen: Ich bin nicht einmal ansatzweise qualifiziert, mich zu Geschlechtsidentität, Dysphorie oder den Kämpfen von trans*- und nicht-binären Menschen zu äußern. Was ich gelernt habe – und hoffentlich für den Rest meines Lebens weiter lernen werde – ist, dass Geschlechtsausdruck eine alberne und freie Sache ist, die jeden von uns (unter den richtigen Umständen) befreien kann. Viele der anderen Drag-Performer, die ich jetzt kenne, bilden einen Schmelztiegel von Geschlechtern, Races und Sexualitäten, der vor allem eine einladende, farbenfrohe und ermutigende Gemeinschaft ist, die das Herausfordern der Norm durch ihre Kunst feiert. Vereinfacht ausgedrückt, gibt es keinen „richtigen“ Weg, Drag zu machen, genauso wie es nie einen „richtigen“ Weg gibt, sich selbst zu präsentieren, basierend auf dem eigenen Geschlecht oder Gender. Also schließe ich mit folgendem Satz: Wer auch immer Du bist, der dies liest, wenn ich Dir etwas wünschen könnte: Ich hoffe, dass Du Dich auf eine Art und Weise ausdrücken kannst die spielerisch, aufregend und jedes einzelne Mal kompromisslos Du selbst ist.
//I.




I don’t have a neat and tidy way to round this up, to be honest. The reason being is that I haven’t really ‘achieved’ anything remotely worth closing on – and that’s exciting! What I mean to say is that I have found myself smack in the middle of a massive gender puddle that I get to play with as Pocket Rocket. Now let me be clear – I’m not even slightly qualified to comment on gender identity, dysphoria, or the struggles of trans and non-binary folks. What I have learnt – and I hope will continue to learn about for the rest of my life – is that gender expression is a ridiculous and free thing that can liberate anyone in the right circumstances. Many of the other drag performers I now know create a melting pot of genders, races, and sexualities, which above all else is a welcoming, colourful and encouraging community that celebrate defying the norm through their art. In simplified terms, there’s no ‘right’ way to do drag, just like there is never a ‘right’ way to present yourself based on your sex or gender. So I guess I’ll close with this: whoever you are, reading this, if I could wish one thing for you: I hope you get to approach your gender expression in a way that is playful, exciting and unapologetically you – every single time.
//I.
Name: Isabelle (sie/ihr) / Pocket Rocket (they/them)
Alter: 27
Körbchengröße: 34A
Sternzeichen: Steinbock
Momentaner Lieblingssong: Daisy – Ashnikko
Wenn Ich Ein Tier Wäre, Dann Wäre Ich: ein Papagei.
Drei Dinge, Die Ich Nicht Mag: Wenn jemand meine Lieblingstasse benutzt, Unehrlichkeit, Marmelade.




Name: Isabelle (she/her) / Pocket Rocket (they/them)
Age: 27
Cup Size: 34A
Zodiac Sign: Capricorn
Current Favourite Tune: Daisy – Ashnikko
If I Were An Animal, I Would Be: a Parakeet
Three Things I Don’t Like: When someone uses my favourite mug, dishonesty, jelly.

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Fotos // Photos:
1 + 3: © Isabelle F.
2: © @naomi_williams_

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