JOE: I THINK I MIGHT BE NOTHING

Busenfreund*innen // Bosom Buddies
Pride Month Special Part I.

Hi! Erstmal will ich euch allen einen wundervollen Pride Month wünschen. Ich bin asexuell und im Folgenden will ich euch von meinem Coming Out erzählen. Wie mit so vielem, begann alles in der Schule. Alle anderen waren dabei rauszufinden wer ihr „Typ“ war und begannen einander zu daten. Es war immer die gleiche Geschichte, alle gingen auf Festivals. Oder eine Party. Egal, nichts davon änderte was an dem Junge-trifft-Mädchen-Narrativ und dass sie zusammen nach Hause gingen, in der Hoffnung am Morgen zu wissen ob sie den*die Eine*n gefunden hatten. Als mir das nicht passierte, stellte sich immer häufiger die Frage – ich kann dir nicht sagen wie oft ich gefragt wurde ob ich in jemensch verliebt war oder ob ich schwul bin. Ich weiß, dass sind theoretisch nur harmlose Fragen aber es hat sich ganz und gar nicht harmlos angefühlt. Nur ein paar Fragen die nach einem „Ja“ verlangten, damit mensch sich über mich lustig machen konnte. Aber ich war entschlossen ihnen diese Antwort nur über meine Leiche zu geben. Ich schulde niemandem diese Genugtuung oder eine Antwort auf solche Fragen. Niemand schuldet das irgendwem.




Hi! First, let me start off by wishing you all a very happy Pride month. I identify as asexual and this is my coming out story. It started, as it so often does, in secondary school. Everybody else was figuring out their type and eventually people got together. It’s the same old story, everyone would go to a festival. A party, maybe. Either way, it does not change that boy meets girl or that they’d go home together, waiting until morning to see if they’d found what they thought was The One. When I wouldn’t do it, the questions came – I can’t tell you the amount of times I was asked if there was anyone I fancied or if I was gay. I know, they’re only a couple of innocent questions on paper but it definitely felt malicious. A couple of questions that wanted a “yes” more than anything to make me the butt of their jokes. I was only going to let them have what they wanted when they took it from my cold, dead hands. I don’t owe anyone an answer to those questions and I certainly don’t owe any of them the satisfaction. No one does.
Aber eine Frage verlangte noch immer nach einer Antwort. Eine Frage die mich an meiner ganzen Weltanschauung zweifeln ließ, denn eigentlich sollte ich mich ja mit „echten“ und „bedeutungsvolleren“ Beziehungen beschäftigen. Für eine sehr lange Zeit habe ich geglaubt dass ich Anziehung empfinden sollte, Gefühle für andere haben sollte, Verlangen verspüren sollte, aber das passierte einfach nicht. Ich habe mich fremd gefühlt weil ich bin wie ich bin und das hat nicht grade dazu beigetragen dass ich dachte ich würde Liebe in irgendeiner Form verdienen. Es war eine sehr einsame Zeit. Ich habe in Angst gelebt – warum? Weil Leute scheiße sind. Weil ich keine Männer mochte, mich aber auch nicht zu Frauen hingezogen fühlte. Weil da immer noch diese Frage war, die nach einer Antwort verlangte. Welche Optionen hatte ich also? Natürlich gab es Menschen die ich gern hatte, aber eben nicht gern hatte. Die Antwort war also immer sehr direkt, aber „Ja, aber als eine*n Freund*in“ wurde von vielen nicht akzeptiert. Ich wollte aber auch nicht so tun als würde ich mich zu jemensch hingezogen fühlen, wenn es nie so war. Ich wollte niemandem vorgaukeln ihn*sie zu lieben. Wie grausam wäre das gewesen? Alles was ich wollte waren ein paar gute Freund*innen.




But there was still a question to be answered. One which did make me rethink my whole world view when I was supposed to be invested in “real” or “more meaningful” relationships. For the longest time, I thought I was supposed to experience all this attraction, all these feelings, all this desire but it just wasn’t there. I felt alienated because of who I am and it didn’t exactly leave me feeling like I was worthy of love. The bottom line is it’s really lonely. I lived in fear and for what? Because people suck. Because I knew I didn’t like men but I wasn’t particularly interested in women either. Because there was still a question that needed to be answered. So what options did that leave me with? There were people I liked, of course, but never people I liked. The answer was really quite straightforward but „Yes. As a friend.“ was not one many would accept. I wasn’t looking for someone to lie to about an attraction that never showed. I wasn’t going to pretend to be in love with someone. How cruel would that have been? All I wanted was to leave with a few good friends.
Weil ich also nicht schlau aus meiner Situation wurde, beschloss ich Google zurate zu ziehen und suchte nach dem Begriff asexuell. Einmal noch das Glück herausfordern. Ein Stoßgebet. Einfach alles in eine Waagschale legen. Als ich auf „Suche“ klickte, stolperte ich über einen der wunderbarsten Sätze die mir jemals begegnet sind.

Asexualität bezeichnet die Abwesenheit sexueller Anziehung gegenüber anderen, fehlendes Interesse an Sex oder ein nicht vorhandenes Verlangen danach.

Meine Gedanken rasten. Ein Satz, der alles veränderte. Ich konnte ihn nur für mich behalten. In keinem Szenario wäre es für mich sicher und möglich gewesen mein Coming Out vor meinem Umzug nach Cardiff zu haben. Ich wusste, dass ich in Sicherheit sein musste um mich derart gegenüber anderen zu öffnen. Hätte ich irgendwen aus meinem Creative Writing Kurs an der Uni schon damals gekannt, hätte ich mich vermutlich nicht getraut ihnen mein Geheimnis zu offenbaren. Es stellte sich heraus, dass genau diese Menschen sehr gut darin waren einen Safe Space für uns alle zu eröffnen und ich bin ihnen dafür mehr als dankbar. Ich konnte ihnen allen etwas anvertrauen, was ich solange für mich behalten hatte. Ich durfte asexuell sein. Keine blöden Fragen.




So, as I had no idea what any of this meant and zero guidance on the matter, I Googled the term asexual. One last roll of the dice. A Hail Mary. Throw everything at the wall and see what sticks. When I hit ‘search’, I found one of the most beautiful things I’ve ever laid eyes on.

Asexual: a person who has little to no sexual feelings or desires, or who is not sexually attracted to anyone.


My mind was racing. One sentence changed everything. All I could do was guard it. There was no way I was going to come out before moving to Cardiff because it would’ve been too dangerous. I knew whenever I’d open myself up like that, I needed it to be secure. The sad thing is that if I’d known anyone from my creative writing courses before starting at university, I wouldn’t have trusted them with my secret. That being said, the creative writers were amazing at making a safe space for every single person there and I can’t ever thank them enough for that. I could share something I’d kept hidden away for so long. I was allowed to be asexual. No questions asked.

Statt irgendwelche Anmachsprüche zu lernen oder zu üben Leute anzuquatschen, lernte ich einen guten Squish wertzuschätzen. Ein platonischer Crush, bei dem mensch sich wünscht einer*m Freund*in besonders nah zu sein? Klingt gut! Ich hab gelernt mich anzupassen. Eines Tages habe ich in der Campus-Bibliothek eine Gruppe Menschen getroffen die ich nicht kannte und gehofft, dass es funktionieren würde. Ich habe nicht geredet, nur beobachtet, wie sie im selben Atemzug „Ich bewundere dich“ oder „Du bist so nervig!“ sagen konnten; es war wundervoll. Ich erkannte, dass das genau die Art war, auf die ich geliebt werden wollte. Ich wollte, dass ein Kompliment auch wirklich ein solches ist und ein Kaffeetrinken nicht mehr als ein Kaffeetrinken. Ich wollte ein Gedicht für jemensch schreiben können, weil er*sie mir die Welt bedeutet und ich ein Poet bin. Ich wollte eine Umarmung. Einfach eine Umarmung. Weil ich wusste wie schlimm es ist diese lange Zeit nicht zu bekommen, wie grausam das sein kann, habe ich mir vorgenommen im Umarmen gut zu sein. Nicht nur gut, sondern großartig. Um sicher zu gehen dass alle sie noch spüren können, auch wenn ich schon lange weg bin. 




It meant I didn’t learn any techniques for talking to people or bad pick-up lines. Instead, it taught me how to love a good squish. A platonic crush where I wished I was closer to one friend or that I knew another person better? What wasn’t to like? I spent my time learning how to adopt. One day in the library on campus, I sat with a group of strangers and hoped against hope it would work. I didn’t speak but I watched. The way they could say “I adore you” and “You’re so annoying!” in the same breath was beautiful. I knew how I wanted to be loved. I wanted a compliment to be a compliment and a coffee to be a coffee. I wanted to write a poem for someone because they mean the world to me and I’m a poet. I wanted a hug. Just a hug. When I knew how easy it was to be starved of them and how devastating that could be, I made it my business to know how to give good ones. No, not good ones but great ones. To make sure they could still feel it long after I was gone.
Als ich mehr Zeit mit der Gruppe aus der Bibliothek verbracht hatte, erlaubte ich mir zu träumen. Ich frage mich: „Könnte es das sein? Ist das die Gruppe, die mich aufnehmen wird?“. Die Antwort schien ein „Ja!“ zu sein. Aber dem war nicht so. Fünf Menschen. Fünf Menschen hatten stattdessen geglaubt ich hätte sie bei mir aufgenommen. Und wir bekamen immer mehr Zuwachs. Ich habe jeden Squish angenommen und mir geschworen, dass meine Freundschaften niemals an zweiter Stelle stehen. Ich will, dass sie magische Beziehungen sind, genauso voll von Liebe wie jede Romanze, vielleicht sogar noch mehr. Die Connections die ich zu meinen Freund*innen habe, verdienen viel mehr als das. Alles ist jetzt anders. Ich schäme mich nicht mehr dafür, wen ich gern mag und wie ich ihn*sie gern habe. Immer wenn ich den Menschen die ich liebe die Wahrheit erzähle, glauben sie ich versuche nur nett zu sein. Aber das stimmt nicht. Ich hab mich für sie entschieden, in der Hoffnung dass die Squishes auf Gegenseitigkeit beruhen. Diese Geschichte wird ein gutes Ende haben, eines das von einer Chosen Family geschrieben wurde.
//J.




When we spent more time together and none of them had asked me to leave, I dared to dream. I wondered “Is this it? Could this be the group adopting me?” The answer looked to be “Yes.” It had to be, right? No, as it turned out, it wasn’t. Five people. That’s how many thought I’d come with the furniture and adopted them. Five without knowing it. The number only grew after that. I embraced every squish and promised my friendships would never be second best. They would be magical relationships, filled with love – as much as any romance story has to offer, if not more. These connections deserved so much better than merely having their perks. The connections deserved to be excited about. I wasn’t going to rest until they got it. This time it was different, I felt no shame in who I liked or how I liked them. Whenever I told the people I love the truth, they always seemed to think I was being kind or sweet. I wasn’t. I chose them all and hoped the squishes went both ways. This story will have a happy ending, one that’s still being written by a found family.
//J.

Name: Joe (er/ihm)
Alter: 23
Körbchengröße: //
Sternzeichen: Jungfrau
Momentaner Lieblingssong: The Mandalorian – Main Theme by Ludwig Gonarsson
Wenn ich ein Tier wäre, dann wäre ich: ein Hund
Drei Dinge dich ich nicht mag: //




Name: Joe (he/him)
Age: 23
Cup size: //
Zodiac sign: Virgo
Current favourite tune: The Mandalorian – Main Theme by Ludwig Gonarsson
If I were an animal, I would be: a dog
Three things I do not like: //

Fotos // Photos: ©Athena Lambrou (1), ©Joe T. (2).


Joe schreibt Gedichte und ist Mitbegründet eines Verlags. Wenn ihr mehr von ihm mitbekommen wollt, folgt ihm auf Twitter: @joefishthomas.




Joe is a poet and also co-founder of a small publishing house. If you want to learn more and read more of Joe’s stuff, you should follow him on Twitter @joefishthomas.

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