MESSENGER: HOW ARCANE WRITES TROPES INTO GREAT FEMALE CHARACTERS

BUSENFREUND*INNEN // BOSOM BUDDIES:
PRIDE MONTH SPECIAL PART II.

Als Riot Games Inc. bekannt gegeben hat, dass ihr Game-Franchise Leagues of Legends in einer animierten Netflix-Serie adaptiert werden sollte, hätte ich mir nie träumen lassen, dass das Endprodukt auch nur ansatzweise wie Arcane sein könnte. Wie die meisten online Multiplayer Teamspiele, ist LoL schon lange für seine toxische Fanbase bekannt. Leider reproduzieren Spiele wie LoL, Rainbow Siege oder DOTA oft ein Umfeld das toxische Spieler*innen anzieht; so sehr, dass ein Unity Report von 2021  besagt, dass „fast drei Viertel der Multiplayer*innen (72%) Erfahrungen mit toxische Verhaltensweisen gegenüber anderen miterlebt haben“¹. Frauen und Femmes sind dem öfter ausgesetzt als Männer und Masks. Beschimpfung und Beleidigungen sind die Norm. Seit mehreren Jahren hat LoL es wiederholt an die Spitze der toxischen Spiele Ratings geschafft. Mit all diesen Gedanken im Hinterkopf hatte ich nicht grade Hoffnung für die Serie Arcane. Aber selten habe ich mit meinen Vermutungen so falsch gelegen.




When the company Riot Games Inc. announced that its Game Franchise League of Legends would get an animated adaptation hosted by Netflix, I never imagined the final product to be anything like Arcane. As most online multiplayer games that feature some sort of team versus team fighting, LoL has long been known for its toxic fanbase. Unfortunately, games like LoL, Rainbow Siege or DOTA seem to foster an environment that attracts toxic players, so much so that according to a Unity report from 2021: “nearly three-quarters of multiplayer gamers (72%) have witnessed toxic behaviour towards others playing multiplayer video games”¹. Women and female presenting people are more likely to experience hostility than men and male presenting people. And slurs are thrown around as insults regularly. On the top of the list of toxicity ratings, LoL has been voted #1 multiple times across the years. Keeping all of this in mind, my hopes for the animated series Arcane were not exactly high. And never have I ever been so glad to be proven wrong.
Im November 2021 ist Arcane mit 9 etwa 40-minütigen Episoden auf Netflix veröffentlicht worden. Die Serie taucht in die LoL Story ein, nutzt Charaktere aus dem Spiel, aber führt auch neue ein. Der Hauptfokus liegt auf den Schwestern Vi(olet) und Powder. Mit ihnen werden die Zuschauer*innen in die Welt der Serie eingeführt. Sie wachsen im armen Teil der Stadt Piltover auf, einer Stadt die stark in Milieus geteilt ist – das reiche und luxuriöse Topside und die arme und ungesunde Undercity. Die Schwestern werden von Vander großgezogen, der die Undercity als wohlwollender Patriarch anführt. Nachdem Vander ermordet wird, werden die Schwestern getrennt, aus Powder wird Jinx und sie gerät unter die Obhut des neuen Bosses der Undercity, während Vi ihre Teenage-Jahre in einem Gefängnis der Topside fristen muss. Während die Serie viele Thematiken abdeckt, zum Beispiel Macht, Loyalität, Fortschritt und vor allem Dualität, werde ich mich im Folgenden darauf konzentrieren, wie die weiblichen Charaktere der Serie geschrieben sind.

Zunächst einmal zeichnen sich die weiblichen Charaktere in Arcane durch ihre Kontrolle über ihre eigene Story aus. Die Drehbuchautor*innen haben die Serie um die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen weiblichen Charaktere herum aufgebaut. Wir sehen zwar auch sehr starke männliche Figuren, aber ich behaupte, dass der Fokus auf den Frauen liegt. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher weiblicher Charaktere in verschiedensten sozialen Handlungsräumen, die einzigartige Charakterzüge besitzen und mit traditionellen Rollenbildern spielen. Ich werde einen genaueren Blick auf die Tropen des Action Girl, der Femme Fatale und des Manic Pixie Dream Girls werfen und dabei herausarbeiten, wie Arcane sich dieser Tropen bedient,  um ihre weiblichen Figuren authentisch wirken zu lassen, anstatt flach und leblos.




In November 2021, Arcane debuted on Netflix with 9 episodes, roughly 40 minutes each. The series dives into the lore of LoL, featuring both playable characters of the game as well as introducing new ones. The main focus and our introduction to the world are the sisters Vi(olet) and Powder. They grow up in the poor part of Piltover, a city split between the rich and luxurious Topside and the poor and unhealthy Undercity. The sisters are raised by Vander, who arguably runs the Undercity as a benevolent patriarch. After Vander gets murdered, the sisters are split up, Powder becoming Jinx in the care of the new boss of the Undercity and Vi spending her teen years in a prison in Topside.  While the series explores many intricate themes such as power, loyalty, progress and, above all, duality, I will focus on the female characters and how they are written. 

Above all, the female characters in Arcane are defined by their agency over their own stories. The writers of the show composed their show around relationships between women. While we also see prominent male characters in the show, I will argue that the focus lies on women. There is a plethora of diverse female characters in different positions of society, with unique characteristics and displaying both traditionally male and female characteristics. I will take a closer look at tropes such as the Action Girl, the Femme Fatale and the Manic Pixie Dream Girl and illustrate how Arcane uses these tropes while avoiding its female characters feeling lifeless and flat.

Vi ist das Action Girl von Arcane. Sie ist stark und wir sehen sie oft in Situationen in denen sie andere Frauen und Männer körperlich dominiert, sie schafft es sogar noch als Teenagerin Erwachsene im Kampf zu besiegen, mit einer Waffe zu der sie aus dem Affekt heraus greift und die sie intuitiv einsetzen kann. Oberflächlich betratet ist Vi ein typisches, mega-starkes und maskulines Action Girl. Aber, gleich in der ersten Szene in der wir Vis Kampfkünsten das erste Mal begegnen, sehen wir sie nicht direkt gewinnen, sondern stattdessen wird ihr brutal ins Gesicht geschlagen. Damit haben die Autor*innen etwas gewagt was nicht viele tun: sie haben ihr Action Girl in einer hässlichen, verletzlichen Situation gezeigt. Vis wahre Kraft liegt nicht in ihrer Fähigkeit auszuteilen, sondern an anderer Stelle. Sie schafft es nur mit ihren Blicken einen Charakter einzuschüchtern, der sie mit dem Messer bedroht, lehnt sich ihm entgegen und bringt ihn nur mit ihrer inneren Kraft und Selbstsicherheit dazu, klein beizugeben. Dieser Moment kommt aber erst, nachdem sie und ihre Gruppe den Kampf fast verloren hätten. Dass sie nicht vor dem Messer zurückschreckt und die Blickkollusion mit ihrem Gegner für sich entscheiden kann, kommt erst nachdem sie den zuvor gezeigten Kampf kaum übersteht. Vis Kraft kommt also mehr aus ihr selbst heraus, aus ihrem innersten Wesen, und wird dadurch wesentlich glaubhafter für die Zuschauer*innen.




Vi is Arcane’s Action Girl. She is strong and is often seen dominating other women and men physically, she even overpowers adult fighters when she is just a teen, utilising a weapon she had just picked up. On the surface level, Vi is the typical overpowered and masculine Action Girl. However, the very first time we get introduced to Vi’s fighting prowess, it’s not done by her landing a perfect punch, but by a slow motion shot of her getting punched in the face. And in this, the writers of the show dare something, that not many do: they show their Action Girl in an ugly, vulnerable moment. Vi’s true power is not revealed by her ability to land punches, but a little later. She stares down the same character brandishing a knife at her, leaning in to him and making him back down purely through her inner strength and conviction. This moment comes after she and her group just barely won the fight. Her leaning in to a knife and winning the stare contest with the knife holder results in a bigger pay out, since the audience just saw her scrape by moments earlier. Vi’s power comes through her inner strength and all subsequent scenes of her showing her power are believable and plausible for the audience.
Wenn Vi Arcanes Action Girl ist, ist Mel die Femme Fatale. Sie ist wunderschön und nutzt ihre Schönheit zu ihrem (politischen) Vorteil; sie geht eine Beziehung mit einem Mann ein, um ihre Macht noch weiter auszubauen. Die meisten fiktionalen Frauen die über Macht verfügen verlieren diese entweder, wenn sie eine Beziehung mit einem Mann eingehen, oder dadurch, dass sie darauf angewiesen sind von einem Mann gerettet zu werden. In Mels Fall können wir beobachten, dass sie ihre Macht weiter ausbaut und nie ihre Handlungsfähigkeit verliert. Zur gleichen Zeit ist ihr ganzer Charakter darauf aufgebaut wie schön sie ist und wie sie ihre Schönheit dazu nutzt mehr Macht zu bekommen und Dominanz auszuüben. Sie ist also ein weiteres Beispiel dafür, dass Tropen nichts Schlechtes sein müssen, solange sie gut geschrieben sind.




When Vi is Arcane’s Action Girl, Mel is the Femme Fatale. She is beautiful and uses her beauty to advance her (political) power and enters a relationship with a man that gives her even more control. Most women in fiction that have power, either lose it when entering into a relationship, specifically with a man, or still have to rely on men around them to save them. Mel actually ends up with more power at the end of the series than what she started out with and never once loses agency over her own story. All the while her entire character is structured around how beautiful she is and how she uses her beauty to assert power and dominance. She is yet another example of how tropes don’t have to be a bad thing, as long as they are written well. 
Zu guter Letzt haben wir Jinx als das Manic Pixie Dream/Nightmare Girl. Im Ausgangsmaterial des Spiels ist Jinx eine eins zu eins Verkörperung dieses Tropus, wird sexualisiert und objektiviert. Die Schreiber*innen der Serie haben ihr Aussehen nicht viel verändert, sie sieht mit ihren langen Zöpfen und bunten Kleidern immer noch sehr kindlich aus. Aber sie haben sich einen Grund für dieses kindliche Auftreten überlegt und daraus eine gut ausgebaute Backstory gemacht. Für die Zuschauer*innen geht es weniger um Jinx und mehr um Powder, das Mädchen das sie mal war. Sie ist mehr als ein schrulliger Tropus; in Wahrheit hat sie eine psychische Krankheit und existiert nicht nur um den Männern in ihrem Umfeld zu gefallen. Ihr kindisches Verhalten rührt von ihrem Kindheitstrauma, ihre tragische Backstory erklärt ihr Auftreten und ihren Look. Und sie hat sich selbst dazu entschieden Jinx zu werden, obwohl ihre neue Vaterfigur versucht, diese Errungenschaft sich selbst zuzuschreiben.

Was all die Charaktere gemeinsam haben sind ihre ganzheitlichen Persönlichkeiten, ihre Fehler und Stärken sind Teil ihrer eindrucksvollen Charaktere und sie steuern ihre eigenen Storys. Alle drei Frauen haben ihre eigene Handlungsfähigkeit. Aber, falls Du jetzt direkt zum PC rennst um LoL runterzuladen damit Du diese Charaktere spielen kannst, empfehle ich Dir, die Chatfunktion zu deaktivieren. Nur weil Arcane verstanden hat das eine Frau zu sein nicht zwangsläufig etwas Schlechtes ist, heißt das nicht dass die toxischen Gamer*innen das schon verstanden haben.
//M.





Lastly, we have Jinx as the Manic Pixie Dream/Nightmare Girl. In the source material Jinx is fully defined by the trope, sexualised and objectified. The writers of the show didn’t change her look much, she still looks very childlike with her long pigtails and colourful outfit. However, they give her a reason for her childish look and behaviour through a well fleshed out backstory. It isn’t about Jinx for us, it’s about Powder, the girl she used to be. She is more than her quirky trope; she actually suffers from mental illness and does not exist to please the men in her life. Her childlike behaviour stems from a stunted psyche, her tragic backstory explains her behaviour, her look. And even Jinx herself is someone she became on her own, despite her new parent figure trying to claim it for himself.

What all these characters have in common is their well roundedness, their flaws and their strengths form complex characters that drive their own story forward. It all comes back to the agency of these women. However, for anyone running to their PC’s right now to download LoL to play these characters I suggest to turn off the chat. Just because Arcane understands that being a woman doesn’t make you worse at something, doesn’t mean the toxic gamers have learned that yet.
//M.


Name: Messenger (sie/ihr) 😊
Alter: 28
Körbchengröße: die, für die man teure BHs in speziellen Geschäften kaufen muss.
Sternzeichen: Wassermann
Momentaner Lieblingssong: Was auch immer als nächstes in meiner Shuffle Playlist ist.
Wenn Ich Ein Tier Wäre, Dann Wäre Ich: ein Erdferkel, damit ich mich zusammenrollen und verstecken kann wenn ich will.
Drei Dinge Die Ich Nicht Mag: Erbsensuppe, wenn mein Handy das Wifi nicht findet, die Presslufthammer-Baustelle von nebenan.




Name: Messenger (she/her)😊
Age: 28
Cup Size: the one that you need to buy expensive bras for at special stores.
Zodiac Sign: Aquarius
Current Favourite Tune: whatever is on my shuffle playlist.
If I Were An Animal I Would Be: an aardvark so I can roll into a ball to hide if I want to.
Three Things I Do Not Like: pea soup, my phone not finding my wifi, the compressed air hammer construction next door.

Messenger streamt regelmäßig auf Twitch, wenn Du ihr folgen möchtest kannst Du das hier tun: thelittlemessenger.




Messenger regularly streams on Twitch, so if you want to follow her, you can do so here: thelittlemessenger.

Quellen // Sources:

¹ https://create.unity.com/toxicity-in-multiplayer-games-report#:~:text=Nearly%20three%2D%20quarters%20of%20multiplayer,and%20fighting%20games%20(21%25)

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